Sie kennen solche Situationen doch auch – oder? Es passiert Ihnen irgendetwas und nach einiger Zeit fragen Sie sich gelegentlich, „Warum ist mir das genau so passiert und nicht anders?„. Es geht also gewissermaßen um ein individuelles Ursachen – Wirkungs – Muster – eben um eine Ursachenzuordnung oder Ursachenzuschreibung. Genau damit beschäftigt sich die Attributionsforschung.
Das bemerkenswerte dabei ist, dass jeder von uns in dem „Moment des Hinterfragens“ sein eigener Analytiker ist, indem er die Ereignisse aus seiner Umgebung heranzieht und Ursachen für das Geschehene sucht und findet. Diese Ursachenzuordnung (Attribution) – egal ob bei Erfolgen oder Niederlagen – wirkt sich dabei direkt auf Ihr zukünftiges Verhalten aus.
Da Sie aber Ihre Umwelt auf Ihre höchst individuelle Art und Weise wahrnehmen und daraus resultierend für den jeweiligen Erfolg/Misserfolg persönliche Erklärungsansätze haben, bilden sich nach einiger Zeit Ihre persönlichen „Auswahl-Präferenzen“ aus. Diese haben direkten Einfluss auf Ihr zukünftiges Verhalten.
Möglichkeiten der Attribution
Die vier verschiedenen Arten der Attribution:
- Intern – Stabil
- Intern – Variabel
- Extern – Stabil
- Extern – Variabel
Was beutet das im Detail?
- Intern – sind Ereignisse, welche auf die eigenen Fähigkeiten / Unfähigkeiten oder die eigene Anstrengung und Konzentration zurückzuführen sind. Die eigene Person steht dabei im Fokus.
- Extern – sind Ereignisse, welche auf äußere Faktoren zurückzuführen sind und die Sie daher schwer oder gar nicht selbst beeinflussen können.
- Stabil – sind Faktoren, welche fest oder unveränderbar sind. (z.B. Fähigkeiten, Schwierigkeit der Aufgabe)
- Variabel – sind Faktoren, welche veränderbar oder flexibel sind. (z.B. Anstrengung, Bemühung, Zufall)
Hier zwei Beispiele, die das Beschriebene verdeutlichen:
Der Erfolg
Sie positionieren in einem Meeting ein Argument derart gekonnt, dass sich Ihr „Kontrahent“ wortlos ergibt.
Intern – Stabil
„Ich bin einfach ein/e tolle/r Redner/in“
In diesem Fall handelt es sich um Ihre eigene Fähigkeit. Die Begründung liegt in Ihrer eigenen Person und wird eher als unveränderbar angesehen. Diese Zuschreibung ist intern stabil (Fähigkeitsattribution).
Intern – Variabel
„Momentan bin ich gut drauf“ oder „Ich kann mich einfach gut konzentrieren“
Die Begründung für Ihren Erfolg ist Ihre Anstrengung. Die Situation kann allerdings temporär sein. Der Erfolg könnte sich, wenn Sie Sich nicht kontinuierlich anstrengen, in einen Misserfolg wandeln.
Diese Zuschreibung ist intern variabel (Anstrengungsattribution).
Extern – Stabil
„Der Gegner ist untrainiert, er beherrscht einfach keine gute Argumentation“‚
Die Ursache für Ihr erfolgreiches Argument wird außerhalb Ihres Einflussbereiches gesetzt.
Diese Zuschreibung ist extern stabil (Aufgabenschwierigkeitsattribution).
Extern – Variabel
„Die Stimmung war günstig“
Die Ursache für Ihr erfolgreiches Argument suchen Sie außerhalb Ihrer Person. Sie machen Faktoren verantwortlich, welche sich aber schnell wieder ändern können.
Diese Zuschreibung ist extern variabel (Zufallsattribution).
Aus diesem Beispiel ist ersichtlich, dass im Fall eines Erfolges, die intern stabile und im eingeschränkten Maße auch die intern variable Attribution besonders motivierend sind, um den Erfolg zu wiederholen.
Die Niederlage
Sie verpassen in einem Meeting den „richtigen“ Augenblick für Ihre Argumentation.
Intern – Stabil
„Argumentieren kann ich nicht und ich werde es auch nie lernen“
In diesem Fall stellen Sie Ihre eigene Fähigkeit in Frage. Die Begründung liegt in Ihrer eigenen Person und wird eher als unveränderbar angesehen.
Diese Zuschreibung ist intern stabil (Fähigkeitsattribution).
Intern – Variabel
„Ich kann mich heute einfach nicht konzentrieren“
Die Begründung für Ihren Misserfolg bezieht sich auf Ihre Person, aber sie ist vorübergehend. Zu einem anderen Zeitpunkt kann der Misserfolg, sehr wohl in einen Erfolg gewandelt werden.
Diese Zuschreibung ist intern variabel (Anstrengungsattribution).
Extern – Stabil
„Der Gegner argumentiert einfach zu gut für mich“
Die Ursache für Ihren Fehlschlag wird außerhalb Ihres Einflussbereiches gesetzt und als unveränderbar angesehen.
Diese Zuschreibung ist extern stabil (Aufgabenschwierigkeitsattribution).
Extern – Variabel
„Mein Timing muss auf eine Inakzeptanz getroffen sein“
Die Ursache für Ihr schlechtes Timing suchen Sie außerhalb Ihrer Person. Sie machen Faktoren verantwortlich, welche sich aber schnell wieder ändern können. Diese Zuschreibung ist extern variabel (Zufallsattribution).
Aus diesem Beispiel ist ersichtlich, dass im Fall eines Misserfolges, die intern variable und die extern variable Attributionen besonders hilfreich sind, die Aufgabe erneuert anzugehen. In diesen beiden Fällen können Sie die Situation entweder selbst positiv beeinflussen oder es ist eine Änderung zu Ihren Gunsten möglich.
Was bringts Ihnen?
- Ursachenzuschreibungen vollziehen sich größtenteils im Unterbewusstsein, sehr rasch nach dem Ereignis und beeinflussen direkt Ihr nächstes Handeln. Diese erste Reaktion auf das Ergebnis lässt sich kaum verhindern.
- Es besteht aber sehr wohl für Sie zukünftig die Möglichkeit, nach dem ersten Impuls, die anderen Varianten zu überprüfen und so zu (einer) weiteren Erklärung/en zu kommen. Sie erweitern damit für das nächste Mal Ihre Möglichkeiten und können damit kostbare Zeit sparen.
Mit herzlichem Gruß,
Ihr jobperform Team
[der Mensch macht’s!] – eben auch in der Attribution
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